Meilenstein-Urteil in Dubai: Keine Mahngebühren

Die Entscheidung des Dubai Court of Cassation markiert einen Meilenstein in den islamischen Finanzpraktiken der Vereinigten Arabischen Emirate. Laut dem Urteil dürfen Banken und Takaful-Versicherer, die nach Scharia-Prinzipien arbeiten, keine Zinsen oder als Entschädigung bezeichnete Gebühren erheben, selbst wenn der Kunde seine Zahlungspflichten nicht rechtzeitig erfüllt. Diese Entscheidung gilt nicht nur für den vorliegenden Fall, sondern kann als allgemeine Regelung interpretiert werden, da sie Teil der öffentlichen Ordnung mit Bezug auf das relevante Recht geworden ist.
Neue Gesetze, Neue Auslegung
Die Grundlage der Entscheidung ist ein Urteil vom 8. Juli 2025 (kommerzieller Berufungsfall Nummer 595), das sich auf Artikel 473 des neuen Bundesgesetzes über Handelsgeschäfte bezieht. Diese Bestimmung verbietet es islamischen Finanzinstituten ausdrücklich, Zinsen oder jegliche Form von „Gewinn“ zu erheben, selbst wenn diese einfach als Verzugsgebühr oder Entschädigung angewendet werden.
Dieser Ansatz unterscheidet sich von einer Entscheidung des obersten Bundesgerichts aus den 1990er Jahren, die rechtliche Zinsen als Entschädigung zuließ. Die neue Auslegung schließt nun jedoch auch rechtliche Zinsen unter das Zinsverbot ein, da sie als eine Form von „Gewinn“ gelten, die den Prinzipien der Scharia widerspricht.
Scharia ist Nicht nur Form, sondern Substanz
Der spezifische Fall drehte sich um eine Murabaha-Finanzierungsvereinbarung, die durch einen vorgegebenen Gewinn charakterisiert ist. Die Frage war, ob zivilrechtlich basierte Verzugszinsen in einer solchen Transaktion angewendet werden könnten. Das Gericht erklärte jedoch, dass, wenn ein Vertrag auf der Scharia basiert, keine rechtlichen, vertraglichen oder entschädigungsbasierten Zinsen durchgesetzt werden können.
Die Entscheidung unterstreicht, dass im islamischen Finanzwesen eine formale Compliance nicht ausreicht – auch der Inhalt muss mit den Scharia-Regeln übereinstimmen. Somit hat das Gericht ein klares Signal gesendet, dass keine Umdeutung, Lücke oder Verkleidung als „Entschädigung“ eine Entschuldigung sein kann, um das Zinsverbot zu umgehen.
Signifikanter Einfluss auf den gesamten Finanzsektor
Die Botschaft der Entscheidung ist deutlich: Islamische Finanzinstitute können nicht von religiösen Prinzipien abweichen, selbst wenn das Zivilrecht Verzugszinsen anders interpretieren würde. Dieses Urteil bietet ernsthafte Richtlinien für zukünftige Vertragsverhandlungen, Rechtsstreitigkeiten und finanzielle Risikobewertungen.
Laut den Daten der Zentralbank der VAE für das zweite Quartal 2025 betreiben 59 Versicherungsgesellschaften Geschäft im Land – darunter 10 nationale Takafulgesellschaften. Zusätzlich sind 24 lokale und 38 ausländische Banken auf dem Finanzmarkt vertreten, von denen viele islamische Finanzprodukte anbieten. Für diese Dienstleister formuliert die Entscheidung des Gerichts eine grundlegende Richtlinie zur Anwendung zinsfreier Praktiken.
Zusammenfassung
Das Urteil des Dubai Court of Cassation hat einen bedeutenden Präzedenzfall geschaffen: Es bestätigte, dass die echte Einhaltung der Scharia-Prinzipien nicht nur eine theoretische Frage, sondern eine praktische Anforderung im islamischen Finanzsektor ist. Die Entscheidung wird voraussichtlich Einfluss auf die Vertragsgestaltung, die Lösung umstrittener Fälle und das gesamte rechtliche Umfeld in den VAE haben und das scharia-basierte wirtschaftliche Engagement des Landes weiter stärken.
(Basierend auf einem Urteil der General Authority of the Dubai Court of Cassation in Appeal.)
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