Gerichtsurteil: Lohnrückforderung in Millionenhöhe gekippt

Oberster Gerichtshof annulliert Rückforderungsanspruch über 1,33 Millionen Lohnzahlung
Ein kürzlich erfolgtes Gerichtsverfahren in den Vereinigten Arabischen Emiraten schuf einen wegweisenden Präzedenzfall, der die Entscheidungen der unteren Gerichte in einem 18-monatigen Arbeitsstreit umstößt. Das Kassationsgericht von Abu Dhabi entschied in seinem endgültigen Urteil zugunsten des Arbeitnehmers und wies die Forderung des Arbeitgebers nach einer Rückerstattung von 1,33 Millionen Dirham zurück.
Hintergrund des Falls
Der Arbeitnehmer stand seit Februar 2014 in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis mit dem Arbeitgeber, mit einem Grundgehalt von 35.937 Dirham pro Monat und einem Gesamtvergütungspaket von 95.630 Dirham. Der Arbeitgeber kündigte den Arbeitsvertrag im Oktober 2024, was den Arbeitnehmer dazu veranlasste, eine Klage wegen unrechtmäßiger Entlassung einzureichen. Er forderte unter anderem rückständige Löhne, Abfindungen, Gehalt für die Kündigungsfrist, Entschädigung für ungenutzten Urlaub, sowie moralische und materielle Schäden und 12% Verzugszinsen.
Gleichzeitig reichte die Firma eine Gegenklage ein und behauptete, der Arbeitnehmer habe während einer nicht genehmigten Abwesenheit Löhne erhalten, und verlangte Rückerstattung.
Entscheidungen der niedrigeren Gerichte
Im März 2025 sprach das Gericht erster Instanz dem Arbeitnehmer lediglich 103.665 Dirham (für Kündigungsfrist und ungenutzten Urlaub) zu, während es die Forderung des Arbeitgebers anerkannte und den Arbeitnehmer verpflichtete, 1.338.833 Dirham für während der Abwesenheit gezahlte Löhne zurückzuzahlen.
Der Arbeitnehmer legte Berufung ein, aber das Berufungsgericht bestätigte im April 2025 die Entscheidung des unteren Gerichts, was dazu führte, dass der Fall den Obersten Gerichtshof erreichte.
Begründung des Obersten Gerichtshofs
Der Oberste Gerichtshof stellte fest, dass die unteren Gerichte erhebliche Verfahrensfehler gemacht und wesentliche Beweise nicht berücksichtigt hatten. Beispielsweise wurde ein offizielles Zertifikat des Gesundheitsministeriums vorgelegt, das bestätigte, dass der Arbeitnehmer während der Abwesenheit im Ausland als Begleitperson eines Patienten im staatlich geförderten Krankenstand war.
Weitere Mängel beinhalteten das Versäumnis des Arbeitgebers, eine offizielle Untersuchung der angeblich unbefugten Abwesenheit durchzuführen, während die Löhne während des strittigen Zeitraums weitergezahlt wurden. Das Gericht betrachtete dies als stillschweigende Zustimmung, insbesondere da der Arbeitnehmer vorausgefüllte erforderliche Dokumente eingereicht und die Gründe für seine Abwesenheit nicht verschwiegen hatte.
Endurteil und Konsequenzen
Am 18. Juni 2025 entschied der Oberste Gerichtshof, dass der Arbeitnehmer nicht für einen Verwaltungsfehler bestraft werden kann, der außerhalb seiner Kontrolle liegt, insbesondere wenn er im guten Glauben handelte und das Gehaltssystem des Unternehmens die Zahlungen automatisch generierte.
Laut dem Urteil wurde die Rückzahlungsforderung des Arbeitgebers vollständig abgelehnt, was bedeutet, dass der Arbeitnehmer die 1,33 Millionen Dirham nicht zurückzahlen muss. Der Oberste Gerichtshof hielt jedoch die Entscheidung des unteren Gerichts aufrecht, dass dem Arbeitnehmer 103.665 Dirham für Urlaub und Kündigungsfrist zustehen.
Zusätzlich wurde der Arbeitgeber zur Übernahme der Gerichtskosten verurteilt, einschließlich einer Anwaltsgebühr von 1.000 Dirham und der Berufungskaution.
Was diese Entscheidung für andere Arbeitnehmer bedeutet
Dieses Urteil stellt einen wichtigen Meilenstein im Arbeitsrecht der VAE dar, da es verstärkt, dass Arbeitnehmer nicht für Zahlungsfehler zur Verantwortung gezogen werden können, für die sie nicht verantwortlich sind, insbesondere wenn sie in gutem Glauben gehandelt und ihre Abwesenheit dokumentiert haben. Es dient auch als Warnung an Arbeitgeber: Eine verantwortungsvolle Verwaltung ist erforderlich für die Gehaltszahlung und die Dokumentation der Anwesenheit von Mitarbeitern.
(Quelle des Artikels: Erklärung des Kassationsgerichts von Abu Dhabi.)
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